Wenn es eine emotionale Haltung gibt, die in meinem Leben schon lange einen großen Stellenwert hat, dann ist das wohl die Dankbarkeit. Egal ob an der Supermarktkasse, in der Praxis meiner Hausärztin oder auch in der Schule meiner Kinder - überall begegnen mir Menschen, denen ich einfach nur dankbar bin, dass sie ihren Job so gut und engagiert machen.
In unserer hektischen und oft stressigen Welt ist es einfach, die kleinen Freuden des Lebens zu übersehen. Wir sind oft so sehr damit beschäftigt, nach vorne zu schauen und nach dem nächsten Ziel zu streben, dass wir vergessen, uns auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und dankbar zu sein. Doch Dankbarkeit ist eine der mächtigsten Emotionen, die unser psychisches Wohlbefinden beeinflussen kann. In diesem Blog-Artikel werden wir uns genauer anschauen, was Dankbarkeit ist und wie sie sich auf unsere psychische Gesundheit auswirkt.
Was ist Dankbarkeit?
Dankbarkeit ist ein Gefühl der Wertschätzung und Anerkennung für das, was wir in unserem Leben haben. Es geht darum, die kleinen und großen Dinge zu erkennen, die uns Freude, Glück und Zufriedenheit bringen. Sei es unsere Gesundheit, unsere Beziehungen, unsere Erfolge oder einfach nur ein schöner Sonnenuntergang. Dankbarkeit beinhaltet aber auch die Anerkennung und Wertschätzung anderen Menschen gegenüber, die uns unterstützen, inspirieren und bereichern. Es ist ein Bewusstsein für das Gute in unserem Leben, selbst wenn wir mit Herausforderungen oder Schwierigkeiten konfrontiert sind.
Die Supermedizin für unseren Organismus
Studien zufolge erhöht Dankbarkeit unser mentales und körperliches Wohlbefinden und schützt vor Depressionen und Stress (Alex M. Wood, Maltby, Gillett, Linley & Joseph, 2008). Regelmäßig empfundene Dankbarkeit erdet uns und verbindet uns auch mit anderen Menschen. Sie lässt und den Wert in den Dingen sehen, die wir bereits haben und richtet die Aufmerksamkeit auf unseren inneren Reichtum, auf den wir uns besinnen können, wenn es uns mal nicht so gut geht.
Hier habe ich einige der Wirkungsweisen zusammengefasst:
Verbessert die emotionale Gesundheit durch Förderung positiver Emotionen wie Freude, Zufriedenheit und Glück. Indem wir uns auf das Gute in unserem Leben konzentrieren, können wir unsere Stimmung verbessern und das Risiko für psychische Erkrankungen wie Angst und Depression reduzieren.
Reduziert Stress indem wir uns auf die positiven Aspekte unseres Lebens konzentrieren, können wir unseren Fokus von den stressigen Situationen weglenken und unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Stress erhöhen.
Fördert soziale Beziehungen, weil wir unsere Wertschätzung für andere ausdrücken. Dadurch können wir unsere Bindungen vertiefen und positive soziale Interaktionen fördern, was wiederum unser psychisches Wohlbefinden verbessert.
Dankbarkeit hilft auch, uns selbst zu akzeptieren und wertzuschätzen. Indem wir uns auf unsere eigenen positiven Eigenschaften und Errungenschaften konzentrieren, können wir unser Selbstwertgefühl stärken und so unser Selbstbewusstsein steigern.
Hilft uns durch Stärkung der Resilienz, widerstandsfähiger gegenüber Herausforderungen und Rückschlägen im Leben zu sein. Wenn wir uns auf das Positive in unserem Leben konzentrieren, können wir unsere Sichtweise ändern und uns auf Lösungen konzentrieren, anstatt uns in negativen Gedanken zu verlieren.
3 Übungen, um Dankbarkeit als Superkraft in unseren Alltag zu integrieren:
Tagebuch schreiben ist als tägliches Dankbarkeitsritual perfekt dazu geeignet, sich auf die positiven Aspekte des Lebens zu konzentrieren. Sei es deine Gesundheit, deine Beziehung, deine Erfolge oder die kleinen Freuden des Alltags. Alternativ kannst du diese Routine natürlich auch als stille Selbstreflexion durchführen, so wie ich das vor dem Schlafengehen mache. Wenn du magst, kannst du auch meine Vorlage dazu verwenden.
4 Wochen - Challenge: Notiere bitte deine aktuelle Stimmungslage in ein Tagebuch oder in deinen Kalender. Beschreibe in 2 - 3 Sätzen, wie es dir derzeit so geht, welche Gedanken dir so durch den Kopf gehen, wie zufrieden du derzeit mit deinem Leben bist oder was dich sonst noch so beschäftigt. Denke dann bitte an die vergangene Woche zurück und schreibe fünf Dinge auf, für die du in deinem Leben dankbar bist. Wiederhole diese Übung einmal wöchentlich über einen Zeitraum von 4 Wochen. Beschreibe dann deine aktuelle Gefühlslage erneut und vergleiche sie mit der Notiz vom Anfang. Kannst du eine Veränderung bemerken?
Brief schreiben: Denk doch mal an eine Person, die dein Leben positiv beeinflusst hat und bei der du dich noch nie wirklich bedankt hast. Schreib doch mal einen Brief an diesen Menschen, in dem du deine Dankbarkeit ausdrückst. Wie hat die Person reagiert und wie hast du dich dabei gefühlt?
BRAIN - FACTS:
Als "Neuro - Freak" interessiere ich mich natürlich auch für die Entstehung dieser gedanklichen Haltung im Gehirn. Da Dankbarkeit eng mit anderen positiven Emotionen wie Freude, Zufriedenheit, Großzügigkeit und Empathie verbunden ist, werfen wir hier einfach mal einen Blick darauf:
Das Gehirnareal, das am stärksten mit der Freude in Verbindung gebracht wird, ist der Nucleus accumbens. Dies ist ein Teil des Belohnungssystems im Gehirn und spielt eine wichtige Rolle bei der Verarbeitung von positiven Emotionen, einschließlich Freude, Vergnügen und Glück. Er ist ein Teil des sogenannten mesolimbischen Belohnungssystems, welches auch andere Gehirnregionen wie den präfrontalen Kortex umfasst und an der Regulation von Motivation, Emotion und Belohnungsverhalten beteiligt ist.
Wenn wir etwas erleben, das als angenehm oder belohnend empfunden wird, werden im Nucleus accumbens Dopamin und andere Neurotransmitter freigesetzt, die ein Gefühl von Freude und Vergnügen auslösen. Der Nucleus accumbens spielt auch eine Rolle bei der Verstärkung von Verhalten, da es das Gehirn motiviert, weitere Aktivitäten zu wiederholen, die als belohnend empfunden werden.
Lisa Feldman Barrett ist eine prominente Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der Emotionsforschung und hat umfangreiche Untersuchungen zu verschiedenen Aspekten von Emotionen durchgeführt. Ihre Arbeiten haben auch die Bedeutung von Dankbarkeit im Zusammenhang mit Emotionen und psychischer Gesundheit beleuchtet.
Barrett betont, dass die Praxis der Dankbarkeit eine aktive Entscheidung ist, bei der man bewusst den Fokus auf das Gute in seinem Leben lenkt und es schätzt. Durch das Ausdrücken von Dankbarkeit, sei es durch Worte, Gesten oder Taten, können Menschen ihre Wertschätzung für das, was sie haben, zum Ausdruck bringen und dadurch positive Gefühle verstärken.
Lesetipp:
"How Emotions Are Made" von Lisa Feldman Barrett, 2017 (englische Version)
"Wie Gefühle Entstehen", die deutsche Version ist ab Juni 2023 erhältlich
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